Apple’s Streit mit dem FBI

Fragen Sie sich nicht auch, was im Kopf eines Terroristen so vor sich geht? Möchten Sie nicht auch einen Blick in sein Handy werfen, wenn Sie die Möglichkeit dazu hätten?

Das FBI hat diese Möglichkeit und möchte das Handy des Terroristen Syed Rizwan Farook durchsuchen. Was sie daran hindert, ist die Software, die das Handy und seine Inhalte vor unbefugter Einsichtnahme schützt.

Automatische Löschfunktion

Gemeint ist das Betriebssystem von Apple. Ab Aktualisierung auf das Betriebssystem iOS 8 können die Inhaber eines iPhones diverse Schutzmaßnahmen aktivieren, um ihr Handy vor unbefugter Benutzung zu schützen, d.h. ihr iPhone wird mit iOS 8 durch einen vierstelligen, ab iOS 9 durch einen sechsstelligen Passcode geschützt. Mithilfe dieses Kennworts – sofern bekannt – kann das Handy entsperrt und anschließend genutzt werden.

Wird der Code sechsmal hintereinander falsch eingegeben, wird das Gerät eine Weile gesperrt. Eine Sicherung der Inhalte ist ausschließlich mit vorheriger Entsperrung möglich. Um das iPhone wieder benutzen zu können, muss das Gerät komplett gelöscht werden.

Zudem hat der Besitzer des Handys noch die Möglichkeit, festzulegen, ob seine Daten nach insgesamt zehnmaliger Fehleingabe des Codes gelöscht werden sollen.

iPhone-Hack-Software per Gerichtsbeschluss?

Es scheint also schier unmöglich zu sein, Zugriff auf ein fremdes iPhone zu erhalten. Es sein denn, Sie bringen viel Geduld auf, alle möglichen Passwort-Kombinationen auszutesten; Geduld, die das FBI nicht hat. Das FBI versucht, nach eigenen Angaben, seit nunmehr zwei Monaten das Handy des Terroristen zu knacken. Jedoch ohne Erfolg. FBI-Chef Comey bezichtigt Apple, die Ermittlungsbehörden in ihrer Arbeit zu behindern.

Ein US-Richter in Los Angeles forderte Apple jüngst auf, dem FBI eine Software zur Verfügung zu stellen, die die eigens programmierten Sicherheitsmechanismen des Handys umgehen kann. Die Software solle jedoch nur auf das iPhone des Terroristen angewendet werden und solle nicht auf die gesamte Sicherheitsarchitektur zugreifen können.

Nicht nur ein iPhone soll entschlüsselt werden

Apple-Chef Tim Cook wehrt sich und stellt klar, dass diese Hack-Software auf alle Apple-Geräte angewendet und fortlaufend eingesetzt werden könne. In den falschen Händen könne dieses Programm einen immensen Schaden anrichten.

Wer dabei die Leidtragenden sind, kann sich jeder denken.

Laut heise Security habe Apple zudem festgestellt, dass nicht nur das iPhone des Terroristen Farook entschlüsselt werden soll, sondern weitaus mehr Apple-Geräte. Mit dieser Software wäre das kein Problem mehr.

New Yorker Gericht gibt Apple recht

Ein Bundesrichter in New York gesteht dem Apple-Konzern das Recht zu, verschlüsselte Daten nicht für Dritte zur Verfügung stellen bzw. diese entschlüsseln zu müssen. Die vom FBI verlangte Hack-Software würde zudem einen enormen Aufwand für den Konzern bedeuten. Des Weiteren würde das Image von Apple einen nicht vertretbaren Schaden nehmen, so der Bundesrichter.

Kunden zeigen ihren Unmut

Unterdessen gehen viele Kunden auf die Straße. Mit großen Plakaten machen sie deutlich, wie wichtig ihnen die Sicherheit ihrer Apple-Geräte ist und zeigen eine klare Abneigung gegen die Entschlüsselung ihrer Handys für Dritte, wie z.B. für die Regierung.

“Darf” Apple dem FBI die Zusammenarbeit tatsächlich verweigern?

Der Beschluss des New Yorker Bundesrichters ist keine Auflage für andere Gerichte. Es stellt sich jedoch die Frage, warum sich der Konzern dazu entschieden hat, den Ermittlungsbehörden die Mitarbeit zu verweigern. In mindestens 70 Fällen habe Apple der Regierung bereits widerstandslos geholfen.

Was hat Apple dazu veranlasst, es sich anders zu überlegen?

Der Konzern verweigert den FBI Zugriff auf die persönlichen Daten seiner Kunden. Einige fragen sich nun, ob ein Terrorist denn keine Ausnahme darstellt. – Womöglich. Wie Apple-Chef Tim Cook aber betonte, würde das nicht nur Auswirkungen auf dieses eine iPhone haben: Mit dieser Software würde jedes Gerät, auf dem das Apple-Betriebssystem installiert ist, zu knacken sein.

Im Umkehrschluss hieße das, dass die Regierung wahllos Handys von Terroristen, aber auch von Geschäftsführern, Mitarbeitern eines Konzerns, Politikern usw. mühelos entschlüsseln und alle persönlichen aber auch geschäftlichen Daten auslesen könnte. Aus einer Ausnahme würde dann die Regel (werden).

Aus datenschutzrechtlicher Sicht obliegt es nicht einer dritten Person, personenbezogene Daten des Betroffenen einzusehen. Die Einwilligung für den Zugriff auf Geburtsdaten, Adressen, Bilder usw. hat freiwillig von der betroffenen Person zu erfolgen und kann nicht legal durch eine Hintertür, wie bspw. eine Software, erworben werden.

Nun bleibt abzuwarten, wie im Streitfall zwischen dem Apple-Konzern und FBI entschieden wird.

 

Quelle: sueddeutsche.de, support.apple.com, heise.de